Glückliches Desaster

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Wie man mit einer sogenannten "Trümmertruppe" zum Tabellenersten nach Neumünster fährt und trotzdem Spaß hat.

Morgens um halb sieben; die Haare stehen zu Berge: Unsere Nummer 1 Lula sagt ab. Im Büro um halb zehn; die Frisur sitzt: unser Ersatzmann heißt Michael Fritz. Drei Kaffee und eine halbe Stunde später; die Haare fangen an sich zu kräuseln als Backe anruft und dringenden Bedarf anmeldet. Mittags um halb eins; die Haare zerzaust: Ich "verkaufe" unsere Nummer 3 Lars an die Zweite und gewinne unsere TOP48-Schülerin Ann-Katrin Fritz.

Die Parole im Stammspieler-Auto konnte nur noch heißen: Egal wie hoch wir auf den Arsch bekommen; lasst uns alles geben und trotzdem Spaß haben. Einzige Lichtblicke zu diesem Zeitpunkt: Matsi freute sich sehr darauf, endlich oben spielen zu dürfen, und alle waren gespannt darauf, wie Ann-Katrin wohl spielen wird in ihrem ersten Herren-Punktspiel.

Bei der Begrüßung wurde dann klar, dass auch Gut Heil Neumünster ohne Nr. 1, 3, 4 antritt. Aus der beidseitig vorhandenen Befürchtung, auf den Arsch zu kriegen, sollte wohl nichts werden. Unter diesen Vorzeichen war eher eine ausgeglichene Partie zu erwarten.

Dass unser Doppel 1 Raller/ Torge gewinnt, war ja noch zu erwarten, auch wenn Stüben/ Biastoch ihnen das nicht einfach machten. Aber dass sich Matsi/ Mats als Doppel 1 Killer in fünf gegen Widell/ Krohn durchsetzten, war schon eine positive Überraschung. Wirklich sensationell war dann aber der Fünfsatzsieg unserer Ersatzleute: "Das doppelte Fritzchen" Micha/ Anka feierte gegen Schildt/ Lilla seine erfolgreiche Premiere.

Vielleicht ein bisschen von dieser 3:0-Führung euphorisiert, in jedem Falle aber mit viel Freude über den Einsatz im oberen Paarkreuz und hochmotiviert verhaftete Matsi seinen Gegner Jan Stüben in drei Sätzen. Ihm gleichgetan hätte es gern auch Papa Raller, aber obwohl er sich voll reinhängte und mit einem 19:21 an längst vergangene Zeiten erinnerte, verlor er doch im fünften Satz gegen Dirk Widell. Stand 4:1.

Torge mühte sich, war aber unterm Strich vielleicht nicht druckvoll genug gegen den sicher spielenden Jörg Krohn und musste nach fünf Sätzen gratulieren. Mats konnte glücklicherweise mithalten mit dem jungen sportlichen Linus Schildt, der sehr verhalten startete, aber dann immer sicherer wurde und gegen Ende amtliche Topspins raushaute. Stand 5:2.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Micha hier was im Einzel reißt, tendiert gegen Null. Um so anerkennenswerter finde ich seinen selbstlosen Einsatz, bei dem er jetzt eine Abfuhr in drei Sätzen gegen Alfons Lilla kassierte. Noch dankbarer bin ich dafür, dass sich seine Tochter Anka mit uns in die weite Welt des Herren-Tischtennis getraut hat. Nach verlorenem ersten Satz gewann sie in einem wunderbar offenen Topspin-Konter-Duell gegen Richard Biastoch. Stand 6:3.

Nach seiner 0:3-Klatsche musste Raller eingestehen, dass sein Gegner Jan Stüben (heute) einfach eine Klasse besser war - keine Chance. Matsi hatte dagegen vom Heißlaufen in der ersten Runde noch genügend Dampf im Kessel, den er in vier Sätzen an Dirk Widell ablassen konnte. Damit ist der Probelauf im oberen Paarkreuz super gelaufen! Stand 7:4.

Mats kam gegen Jörg Krohn nur sehr langsam in Fahrt; erst im dritten Satz konnte er unter maximalem Druck bestehen. Im fünften war eigentlich alles klar, aber nach dem Timeout bei 6:10 "klaute" Jörg Mats den Sieg. Torge hatte gegen Linus Schildt keine Probleme und sicherte sich seinen Sieg in drei Sätzen und uns damit den ersten Punkt; Stand 8:5.

Micha musste sich auch in seinem zweiten Einzel den Wahrscheinlichkeiten fügen und verlor deutlich gegen den zwar jungen aber besonnen und abgeklärt agierenden Richard Biastoch. Nun bekam es Anka mit dem alten Abwehrer Alfons Lilla zu tun, der wohl das Spiel seine Lebens machte. Nicht nur dass er fast alles fischte; zu allem Überfluss packte er auch noch giftige Labbertopspins aus, mit denen unsere Schülerin echte Probleme hatte. So verlor Anka trotz einer guten Leistung im fünften Satz; Stand 8:7.

Nun mussten Raller und Torge in ihrem ersten Abschlussdoppel den Fisch klar machen, und sie taten es. In vier Sätzen gewannen sie gegen Widell/ Krohn und bescherten uns den zweiten Punkt.

Beim Bierchen danach waren die Gastgeber überhaupt nicht niedergeschlagen, sondern freuten sich mit uns über viele spannende Spiele und einen gelungenen Punktspiel-Tag, der für uns Mannen und Frauen vom Leuchtturm mit einem Desaster begonnen hatte und mit einem glücklichen Lächeln endete.

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