Tischtennis 1945-1965

von

Tischtennis

Gerd Kasberg (Foto aus der gedruckten Ausgabe 1/1965)

Dieser Artikel erschien erstmalig in der gedruckten Ausgabe der Vereinsnachrichten im Mai 1965

Abteilungsleiter: Gerd Kasberg, Beethovenweg 38

Als Ende 1945 die ersten Lockerungen in der Gesetzgebung der Militärregierung einsetzten und Richtlinien für den Aufbau des Sports erlassen wurden, stand die hiesige Tischtennisabteilung, wie so viele andere, vor dem Nichts. Es war das besondere Verdienst von Sportfreund Erich Siems, der damals mit ein paar Akteuren diesen Sport wieder ins Leben rief. Der noch heute eifrige Spieler leitete jahrelang mit viel Idealismus die Tischtennisabteilung. Bis es aber soweit war, daß ein geregelter Übungs- und Wettkampfbetrieb stattfinden konnte, galt es viele Schwierigkeiten zu überwinden.

Durch die Kriegsereignisse war die Turnhalle stark in Mitleidenschaft gezogen. Zufriedenheit herrschte schon, wenn man eine Halle vorfand, wo nicht das halbe Dach fehlte, und wo alle Fenster heil waren. Wir hier in Friedrichsort hatten in dieser Hinsicht Glück. Zwar war es im Winter lausig kalt, da kein Heizmaterial vorhanden war, aber es störte keinen, denn die Schar der Aktiven wurde von Monat zu Monat größer. Es standen uns nur zwei Tischtennisplatten zur Verfügung. So war man heilfroh, wenn man nach 1,5 Stunden Wartezeit einmal am Abend spielen durfte. Allein das Problem der Bälle bereitete uns große Sorgen. Dieser Zelluloidball war nicht einmal auf Bezugsschein zu haben. Zerschlagene Bälle wurden immer wieder repariert. Sportfreund Walter Schmidt hatte es hierin zur reinsten Perfektion gebracht. Man behauptet heute noch, unser guter Walter konnte aus zwei kaputten Bällen einen neuen Ersatzball zaubern. Denn ohne Ball kein Spiel! So oft war er Retter in höchster Not und wir alle waren ihm sehr dankbar, wenn er mit seinen geflickten Bällen weiter half. Es könnte noch so vieles aus dieser Zeit des Neubeginns erzählt und berichtet werden. Entscheidend für den Neubeginn der Tischtennisabteilung war aber der damalige Zusammenhalt aller.

Nach der Währungsreform ging es dann mit der Abteilung in der Leistung sehr gut voran. 1948 fanden unsere ersten Vereinsmeisterschaften nach dem Kriege statt. Damaliger Vereinsmeister wurde unser jetziges Vorstandsmitglied Fritz Schubert, der in der A-Klasse Alfred Hanisch 3:1 im Endspiel besiegte. In der B-Klasse schaffte Werner Sepke vor Manfred Schulte den Sieg. Auch unser heutiger Fußballtrainer Bubi Hetzer nahm an den Vereinsmeisterschaften teil. Es ahnte wohl niemand, daß er heute Trainer unserer Liga sein würde.

Dann begannen auch die Ausscheidungskämpfe für die Klasseneinteilung der Mannschaften. Das dafür entscheidende Spiel sei hier besonders erwähnt. Gespielt wurde nach dem Austragungsmodus: 6 Einzel, 3 Doppel und 3 Gewinnsätze. Beim Stande von 4:4 war wieder einmal das letzte Doppel das ausschlaggebende Spiel, das über Sieg und Niederlage entscheiden sollte. Im vierten Satz war ein Satzverhältnis von 2:1 und 20:16 für die KSV Holstein zu verzeichnen. In einem aufregenden Endspurt hielten unsere Doppelspieler Siems/Hanisch 6 Punkte hintereinander und glichen mit dem Sieg dieses Satzes auf 2:2 aus. Im fünften entscheidenden Satz erspielte sich unser Doppel eine klare Überlegenheit und somit den Sieg. Damit wurde der Grundstein für den Start unserer 1. Herrenmannschaft in der 1. Kreisklasse gelegt.

In den folgenden Jahren wurden dann die Meisterschaften in Bezirk und Land errungen, welche unsere 1. Herrenmannschaft zu den Aufstiegspielen der Oberliga Nord berechtigten. Besondere Anteile daran hatten die Gebrüder Wolf.

Unsere weibliche und männliche Jugend stand in den Leistungen nicht nach. Viele Meisterschaften wurden errungen. Sei es im Mannschaftssport oder auf Turnieren. Jahrelang waren wir in Kiel mit unserer männlichen Jugend ungeschlagen, dafür sorgten Jürgen Otto, Heinz Greger und später Heinz Schmidt und Harald Brümmer. Jürgen Otto schaffte dann die Landesmeisterschaft im Einzel.

Wenn man so zurück denkt, sind die letzten 20 Jahre ein Auf und Ab der Abteilung.

Trotzdem möchte ich die vielen Erlebnisse und guten Erinnerungen durch meine sportliche Tätigkeit nicht missen. Ob es das erste interne Turnier vor der Währungsreform im Dorfkrug war, wo es um eine Dose Ölsardinen ging, oder unser erstes offizielles Kieler-Förde-Pokalturnier, das bald zu den beliebtesten Turnieren in Schleswig-Holstein gehörte. Die Rekordzahl von 360 Teilnehmern bestätigt es. Wer hat nicht noch das einmalige Endspiel der Herrenklasse A in Erinnerung, wo der damals junge Spieler Fritz Pütz aus Kiel nach einem 0:2-Rückstand gegen den deutschen Spitzenspieler Jupp Schlaf in einem Endspurt mit 3:2 sich den Sieg holte. Bei diesem Endspiel gerieten die Zuschauer vor Aufregung und Spannung aus dem Häuschen. Jupp Schlaf ist heute hauptamtlicher Generalsekretär des DTTB und Vorsitzender des Europäischen Tischtennisverbandes.

An jenen Schreck denke ich heute noch, als bei den Deutschen Damenmannschaftsmeisterschaften, die in der hiesigen Turnhalle ausgetragen wurden, der Kameramann des 1. Fernsehprogramms mitsamt seiner schweren Kamera unter lautem Krach mit dem hohen Podest zusammenbrach, und dieses in der Sendung. Die Sache ging noch einmal glimpflich für alle aus, nur die beschädigte Tischtennisplatte sollen wir heute noch vom NWDR ersetzt bekommen.

Auch Feste und frohe Stunden verlebten wir. Die Stiftungsfeste im Prieser Hof, wo wir mit einer Tombola großen Erfolg hatten und von dem Erlös unsere noch fehlenden Platten kauften, sind noch in guter Erinnerung. Besonders gern denken wir an unser Zeltlager in Preetz zurück, wo Kameradschaft und Gemeinschaft groß geschrieben wurde.

Zum Schluß möchte ich eins noch wünschen, daß in unserer Zeit, in der für viele Menschen nur noch Rekorde gelten, sich immer Mitglieder unserer Abteilung finden, die das begonnene Werk im Dienst der Allgemeinheit fortsetzen. Vor allem in der Jugend soll man die Wachhaltung des fairen Sportgeistes pflegen.

Gerd Kasberg

Anzeige aus der gedruckten Ausgabe 1/1965
Anzeige aus der gedruckten Ausgabe 1/1965

Ebenfalls in dieser Ausgabe gefunden (Auszug)

Silbernadel für besondere Verdienste

  • Alfred Hanisch
  • Gerhard Kasberg
  • Manfred Schulte
  • K. Heinz Hamer

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